Vor etwa drei Jahren schrieb ich darüber, dass Veolia Verkehr die Ausschreibung des E-Netz-Rosenheims gewonnen hat. Seit vergangenen Sonntag 15.12.2013 fährt die Bayerische Oberlandbahn – Tochter von Veolia Verkehr – unter dem Markennamen Meridian die Regionalzüge im E-Netz-Rosenheim, muss dabei aber leider noch auf Ersatzgarnituren diverser Bahnen (DB-N-Wagen, ÖBB-CityShuttle, ODEG-KISS, OLA-Talent, FLEX, …) zurückgreifen, da Stadler leider noch nicht alle Flirt 3 Triebzüge fertiggestellt hat. Selbst die Zulassung für die bereits ausgelieferten Züge wurde erst am 13.12.2013 erteilt, also quasi in letzter Sekunde.
Die ersten Betriebstage sorgte der Meridian hauptsächlich für schlechte Presse: Mit den eigenen Neufahrzeugen traten wohl diverse Kinderkrankheiten auf aber auch die älteren, ausgeliehenen Fahrzeuge haben ihre Altersleiden demonstriert. Vor dem Hintergrund war ich gespannt, wie meine heutige „Probefahrt“ mit dem M 79039 von München Hbf ab 18:44 nach Grafing Bf an 19:06 verlaufen (planmäßig mit einem neuen Flirt) würde.
Zuerst zum Fahrzeug: Der Innenraum war sauber, der Sitzabstand sowie die Form und Polsterung der Sitze für mich angenehm, die Gepäckablage ist ausreichend groß dimensioniert um meinen gut gefüllten Rucksack zu verstauen. Erstaunlicherweise waren sogar einige weitere Fahrgäste im Zug, die die Gepäckablagen genutzt haben. In den S-Bahn-Zügen oder SOB-Triebwagen werden diese aus mir nicht nachvollziehbaren Gründen eher gemieden. Ich fand am Platz sogar zwei zugängliche Steckdosen, der Zug ist also Nerd-kompatibel. Erstmal in Fahrt fallen jedoch noch Kinderkrankheiten auf: Selbst bei kleinsten Kurven noch in der Haupthalle des Münchner Hbf sind deutliche „Atemgeräusche“ – ich vermute von den Schlingerdämpfern – zu hören. Bei höheren Geschwindigkeiten ist ein deutliches Schlingern des Fahrzeugs mit Wanken des Wagenkastens zu spüren.
Zur Fahrt: Los ging es am Hauptbahnhof bereits mit +7, wobei die BOB dafür nichts konnte: Ein ÖBB-Railjet wurde vor unserer Nase – die Fahrstrasse kreuzend – gemütlich in die Abstellung geschoben. Ab München Ost standen dann tatsächlich einige Fahrgäste, wobei mindestens 1/3 der Sitzplätze frei war… aber manche Leute stehen scheinbar lieber, wenn sie eine Zweierbank nicht für sich alleine haben können. Nachdem die bisherigen 6-N-Wagen-Garnituren nur 540 Plätze boten, eine Flirt-3-Doppeltraktion nun aber 666 Plätze bietet, wäre es auch verwunderlich. Die Verspätung haben wir bis Grafing Bahnhof nicht aufgeholt, aber mein Übergang zur S-Bahn war ausreichend dimensioniert.
Fazit: Ich hoffe, dass Stadler am Schlingern der Fahrzeuge noch etwas verbessern kann und ich drücke der BOB die Daumen, dass die Kinderkrankheiten mit den neuen Fahrzeugen schnell vergehen und die fehlenden Fahrzeuge ausgeliefert werden, damit die Nachteile der Leihgarnituren sich nicht allzulange bemerkbar machen.