Archiv der Kategorie: Netzbetreiber

AS6830 für „Vodafone West“-Kunden ist angezählt

Die Umstellung der „Vodafone West“-Kunden (ehemals Unitymedia und KabelBW) vom Liberty Global AS6830 auf das Vodafone AS3209 scheint begonnen zu haben.

Ein erster Hinweis war die Erstellung von Route-Objekte in der RIPE-DB für die IP-Präfixe:

% Information related to '94.114.0.0/16AS20825'

route: 94.114.0.0/16
descr: Unitymedia
origin: AS20825
mnt-by: UNITYMEDIA-MNT
created: 2013-10-08T07:46:01Z
last-modified: 2013-10-08T07:46:01Z
source: RIPE

% Information related to '94.114.0.0/16AS3209'

route: 94.114.0.0/16
descr: Vodafone West
origin: AS3209
mnt-by: UNITYMEDIA-MNT
created: 2021-03-12T15:16:39Z
last-modified: 2021-03-12T15:16:39Z
source: RIPE

% Information related to '94.114.0.0/16AS6830'

route: 94.114.0.0/16
descr: Liberty Global - UMKBW
origin: AS6830
mnt-by: AS6830-MNT
mnt-by: UNITYMEDIA-MNT
created: 2015-05-27T10:03:57Z
last-modified: 2021-03-12T14:22:36Z
source: RIPE

(Dabei fällt auf, dass man da ruhig mal ausmisten und z.B. das Route-Object für AS20825 entsorgen könnte.)

Neu ist auch, dass es zwischen den IP-Netzen – zumindest für Deutschland – eine Zusammenschaltung gibt (ich nenne es bewusst nicht Peering, da ich vermute, dass es nur der Umstellung vom AS6830 auf AS3209 dient):

1. AS??? 172.28.142.252
2. AS3209 ipb21a86fe.dynamic.kabel-deutschland.de
3. AS3209 ip5886be5e.dynamic.kabel-deutschland.de
4. AS3209 ip5886c13d.static.kabel-deutschland.de
5. AS3209 145.254.3.100
6. AS3209 145.254.2.175
7. AS6830 de-dar01a-rd02-ae-1-0.aorta.net
8. AS3209 6830ip-94-114-1-1.unity-media.net

Aus einigen anderen Netzen lassen sich auch schon Routen via AS3209 erkennen, die allerdings noch stark prepended sind.

BGP routing table entry for 94.114.0.0/15
Paths: (2 available, best #1, table Default-IP-Routing-Table)
   Advertised to non peer-group peers:
   178.248.237.29   
   3209 3209 3209 3209 3209 3209 3209
     82.135.16.35 (metric 100) from 82.135.16.3 (82.135.16.35)
       Origin IGP, metric 3, localpref 80, valid, internal, best
       Community: 8767:4000 (INXS)
       Extended Community: ?
       Originator: 82.135.16.35, Cluster list: 82.135.16.3 
       Last update: Fri Mar 19 01:18:48 2021
 
   3209 3209 3209 3209 3209 3209 3209
     82.135.16.35 (metric 100) from 82.135.16.5 (82.135.16.35)
       Origin IGP, metric 3, localpref 80, valid, internal
       Community: 8767:4000 (INXS)
       Extended Community: ?
       Originator: 82.135.16.35, Cluster list: 82.135.16.5
       Last update: Fri Mar 19 01:18:48 2021

Will man sich da langsam herantasten um nirgends die Kapazität zu überlasten?

Kabel Deutschland AS31334 ist Geschichte

Beinahe hätte ich es übersehen, aber dank Golem und Twitter wurde ich dann doch darauf gestoßen: Das Netz meines Zweitproviders, Vodafone Kabel Deutschland AS31334, wurde im Juli 2020 vollständig in das Netz der Mutter Vodafone AS3209 integriert.

Da ich täglich MTRs zu beiden Anschlüssen machen lasse, war es leicht, den Zeitraum der finalen Integration zu bestimmen. Am 13. Juli tauchte AS31334 noch nennenswert auf:

  6. AS3209   145.254.1.161
  7. AS3209   145.254.1.161
  8. AS3209   145.254.3.101
  9. AS31334  ip5886c13c.static.kabel-deutschland.de (88.134.193.60)
 10. AS31334  ip5886be5d.dynamic.kabel-deutschland.de (88.134.190.93)
 11. AS31334  ipb21baf36.dynamic.kabel-deutschland.de (178.27.175.54)

Die Tage danach war nur noch der letzte Hop (die Fritzbox 6660) in AS31334 und am 21. Juli war es dann ganz vorbei:

  6. AS3209   145.254.1.233
  7. AS3209   145.254.1.233
  8. AS3209   145.254.3.103
  9. AS3209   ip5886c139.static.kabel-deutschland.de (88.134.193.57)
 10. AS3209   ip5886be55.dynamic.kabel-deutschland.de (88.134.190.85)
 11. AS3209   ipb21b9136.dynamic.kabel-deutschland.de (178.27.145.54)

Die Interconnectionsqualität, die bei anderen spürbar gelitten hat, hat sich bei mir nicht nennenswert verändert. AS31334 war bisher am ECIX-MUC, AS3209 ist am DECIX-MUC und am ECIX-MUC.

Depeering-Stunt mit desaströsem Ergebnis

Über die Peering-Politik der Telekom und die daraus entstehenden Nachteile für Kunden haben ich und andere schon oft genug gerantet, das muss ich an dieser Stelle nicht wiederholen. Bisher lies der Bonner Konzern seine Auslandsbeteiligungen aber wenigstens an der langen Leine laufen: Sie durften offener peeren als der Mutterkonzern, mussten aber (auch) Transit bei der Mutter (direkt oder indirekt) beziehen. Im Fall von T-Mobile US wird sogar nicht mal Transit bei der Mutter bezogen. Bei der niederländischen Tochter T-Mobile Thuis (Ende 2016 von Vodafone übernommen) hat man nun die kurze Leine ausprobiert… und sich bei dem Stunt kräftig ins eigene Bein geschossen.

Der Reihe nach

Am 16.10. um 23:10 hat AS50266 (T-Mobile Huis) das AS3320 (DTAG) als Transit, zusätzlich zum bisherigen AS1273 (Vodafone International), aufgeschaltet.

In der Nacht von 24.10 auf 25.10. hat AS50266 dann die bisherigen Peerings am AMS-IX und NL-IX mit über 90 anderen Netzen gekappt.

Die Auswirkungen waren erwartungsgemäß katastrophal, so dass man sich nach wenigen Tagen wieder zur Rolle rückwärts entschloß.

In der Nacht von 29.10. auf 30.10. wurden viele der Peerings am AMS-IX und NL-IX wieder reaktiviert, wobei man noch nicht auf das vorherige Niveau zurückkehren konnte. Der eine oder andere ehemalige Peer hat nach dieser Aktion nun möglicherweise keine Lust mehr.

Seit dem 31.10. 02:30 ist sogar der Transit via AS3320 wieder deaktiviert und AS1273 ist wieder der einzige Transit.

Ergebnis

Geplant war die Aktion höchstwahrscheinlich, um dem Mutterkonzern über dessen Peering-Politik zusätzliche Einnahmen zu bescheren. So wie es aussieht, kommt nun aber effektiv etwas anderes dabei heraus.

Bei den Kunden hat T-Mobile NL viel Vertrauen eingebüst, denn dort war man niedrige Latenzen und regionalen Austausch gewohnt – Dinge, die der deutsche Telekom-Kunde kaum kennt. Der Vertrauensverlust wird sich auch in einer Kündigungswelle spürbar machen.

Die Telekom-Regulierer werden durch den Vorfall zukünftig genauer auf das Thema Interkonnektion schauen. Im Fall der Übernahme einiger europäischen Liberty Global Kabelnetze durch Vodafone haben sie das bereits praktiziert und eine Selbstverpflichtung zu mindestens drei nicht ausgelasteter Transit-Wege gefordert.

Finanziell profitiert nun erstmal Vodafone International von der Aktion: Der Transitverkehr bleibt erstmal weiterhin in deren AS1273 und nimmt sogar zeitweilig leicht zu, weil es nicht gelingen dürfte wirklich alle Peerings kurzfristig wiederherzustellen.

Ich hoffe, man hat in Bonn eine Lektion gelernt… glaube aber nicht wirklich daran.

PS: Einen guten Blogpost von einem Branchenkenner zu dem Thema gibt es auch hier.