Vor einigen Monaten habe ich bei einer bekannten Onlineauktionsplattform eine Märklin BR 212 (Artikelnummer 3372) günstig erstanden. Wie der Kenner nun an der Artikelnummer erkennt, handelt es sich dabei um ein analoges Modell, also stand ein weiterer Digitalumbau an.
Nach meinen bisher durchweg positiven Erfahrungen mit dem Tams-Dekodern (gut, zwei Dekoder habe ich beim Einbau „gegrillt“) sollte es auch nun wieder ein Dekoder von Tams sein. Diesmal fiel die Wahl auf den LD-W-32, bisher hatte ich fast nur die älteren LD-W-3 und LD-G-3 verbaut.
Die Vorgehensweise dürfte in MoBa-Kreisen bekannt sein: Alten Umschalter ausbauen (wenn der neue Dekoder bereits mit Kabeln bestückt ist, kann man i.d.R. fast alle alten Kabel herauslöten), neuen Dekoder isoliert befestigen, damit es keinen Kurzschluß gibt, die Kabel auf eine sinnvolle Länge kürzen und neu verlöten.
Zusätzlich lohnt es sich, bei der Gelegenheit gleich noch nötige Wartungsarbeiten zu erledigen, sonst hat man danach ein digitalisiertes Fahrzeug, dessen Fahreigenschaften aber enttäuschen. Also zerlegt man noch den typischen Märklin-Motor (vorher die Federn der Bürsten/Schleifkohlen beiseite nehmen). Auf der Innenseite des Ankerschilds hat sich Abrieb der Bürsten bzw. Schleifkohlen angesammelt; dieser sollte entfernt werden. Ebenso hat sich solcher Abrieb am Kollektor in den Ritzen gesammelt, wo er die Stromaufnahme des Modells unnötig erhöht und im schlechtesten Fall Kurzschlüsse produziert.
Nach der Entfernung des Abriebs sollte man bei gebraucht erworbenen Modellen gleich noch überschüssiges Öl und/oder Fett entfernen. Viele Modellbahner scheinen ihre Modelle nach dem Motto „viel hilft viel“ zu ölen bzw. zu fetten. Danach stellt man noch sicher, dass an den relevanten Stellen der Ankerwelle und des Getriebes etwas (wenig!) Fett vorhanden ist, und setzt den Motor wieder zusammen. Bei meinem heutigen Umbau sah ich leider Getriebezahnräder, deren Seitenflächen gut gefettet waren, wohingegen die Laufflächen staubtrocken waren…
Nachdem man nun das Modell gesäubert, gereinigt, ggf. dezent gefettet und mit dem Digitaldekoder bestückt hat, steht noch eine verzwickte Kleinigkeit an: Der Dekoder will programmiert werden. Der grundsätzliche Vorgang ist in der Anleitung gut beschrieben; jedoch hapert es bei zwei kleinen Details: Diverse Register können mit Werten zwischen 0 und 255 belegt werden, meine alte Central Unit (Artikelnummer 6021) kann jedoch nur Werte zwischen 1 und 80 senden. Hierfür hat Tams ein „Hintertürchen“ (das leider in der Druckfassung der Anleitung noch fehlte) vorgesehen. Man kann das Register 62 zu Hilfe nehmen. Dort hinterlegte Werte werden beim Speichern der anderen Register vervierfacht, zum eingegebenen Wert addiert und dann ins eigentliche Register gespeichert. Möchte man also den Wert 255 in das Register X speichern, dann speichert man zuerst den Wert 63 ins Register 62 und danach den Rest 3 ins Register X. Tatsächlich wird dann 63*4+3=255 ins Register X gespeichert. Einen Weg, um den Wert 0 mit der 6021 speichern zu können, habe ich leider noch nicht gefunden.
Hat man die Klippen der Registerprogrammierung mit diesen Dekodern umschifft, muss man noch ein wenig mit den Werten für die Anfahr- und Maximalspannung und ggf. Anfahr-Kick, Beschleunigungs- und Bremsrate sowie der Motorfrequenz herumprobieren.
Die Anfahrspannung war ab Werk auf 40/255 eingestellt, was ich schrittweise auf 75/255 anheben musste. Bei niedrigeren Werten hört man die Motorsteuerung zwar vorher schon arbeiten, was der Lok jedoch nur „Jaulen“, aber keine Bewegung entlockt. Mit einer alternativen Motorfrequenz von 60 Hz war das „Jaulen“ zwar weg, dafür ruckelte die Lok im niedrigen Geschwindigkeitsbereich deutlich. Die Maximalspannung habe ich auf 143/255 festgelegt, damit die 212 nicht zu schnell unterwegs ist.
Der Anfahr-Kick sorgt dafür, das Losbrechmoment zu überwinden, indem mit der Fahrstufe 4 (Werkseinstellung) angefahren wird, danach jedoch sofort abgebremst wird. Die Einstellung ab Werk hat sich bei mir als für die 212 geeignet herausgestellt. An den Werten für die Beschleunigungs- und Bremsraten habe ich keine Veränderungen vorgenommen.
Die konkreten Werte dürften für jeden Motor- und Getriebetyp abweichen; daher empfiehlt es sich, für Versuche genug Zeit mitzubringen. Die Unterschiede im Fahrverhalten sind doch deutlich spürbar. Für mich hat sich dabei als sinnvolle Vorgehensweise herausgestellt, zuerst die Maximalspannung und damit den Geschwindigkeitsbereich zu begrenzen. Damit kann man das Modell im verbleibenden Geschwindigkeitsbereich sofort feiner steuern. Danach habe ich den Anfahr-Kick deaktiviert, um davon ungestört die niedrigste Anfahrspannung „suchen“ zu können. Zu guter Letzt habe ich den Anfahr-Kick wieder aktiviert, damit die Lok auch in Kurven und an Steigungen anfahren kann.