Dass die Telekom eine etwas gewöhnungsbedürftige IPv6-Rollout-Politik verfolgt, ist ja nichts neues. Nun ist man dort aber auf ein größeres technischen Problem gestoßen, dass sogar erstmal die Kunden debuggen mussten. Doch fangen wir von vorne an.
Seit Anfang 2014 tauchen in den Service-Foren der Telekom Problemmeldungen von Kunden auf, denen beim Wechsel von z.B. ADSL auf VDSL plötzlich wieder IPv6 abhanden gekommen ist. Schnell wird von der Telekom die Schuld den AVM-Routern bei den Kunden zugeschoben (obwohl auch Speedport-Nutzer betroffen sind), da das IPv6-Merkmal am PPPoE-Konto korrekt aktiviert sei. Da sich die Meldungen häufen und andere Kunden (wie ich) mit AVM-Router am VDSL problemlos IPv6 erhalten können, beginnen Recherchen der Kunden selbst. Als gemeinsame Komponente bei allen betroffenen stellen sich Broadcom 164.37 Linecards in den MSANs heraus. Es dauert bis August, bis dann auch von der Telekom ein Ergebnis da ist:
An den betroffenen Anschlüssen ist die Kommunikation zwischen dem DSL-Endgerät und dem DHCPv6-Server durch ein Fehlverhalten des MSAN im Downstream eingeschränkt. Das DSL-Endgerät reagiert dann auf die ausbleibende Antwort des DHCPv6-Servers mit neuerlichen SOLICITs – doch auch auf diese hin kann die vorgesehene und vom DSL-Endgerät erwartete Antwort nicht beim Kundenrouter eintreffen.
Die Ursache ist jetzt so weit eingegrenzt, dass eine nachhaltige Lösung per Software-Update möglich wird. Mit diesem Update ist aber nach derzeitigem Stand nicht mehr vor dem Jahreswechsel zu rechnen.
Quelle: Helge vom Telekom Hilft Team.
Ich hoffe, die Telekom lernt daraus:
- Dass man, wenn man IPv6 anbietet, neue MSAN-Software auch mit IPv6 testen sollte.
- Dass man nicht vorschnell Fremdroutern die Schuld zuschieben sollte, besonders nicht wenn Screenshots dieser Fremdrouter in Telekom-Präsentationen zu IPv6 verwendet werden.
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